Jedes Mädchen träumt vielleicht einmal in seinem Leben davon, Balletttänzerin zu werden. Ein Teil zu sein von dieser glitzernden Welt aus Schönheit, Disziplin und Musik. Und Schmerzen, die sich aber lohnen.
Ich traue mich
Für mich stand am Anfang nicht der Traum, nicht die Verblendung und der Reiz einer Welt von schönen Körpern, schönen Kostümen und schönen Bühnen. Als ich mich mit sechs Jahren entschied, zum Balletttraining gehen zu wollen, war es die kindische Vorstellung, eine Fähigkeit mit Leichtigkeit und ohne Probleme erlernen zu können. Ich war ein ängstliches Kind. Der Aspekt, mich zu trauen, stand ganz oben auf der Liste meiner Gründe. Ich erlebte meine ersten Ballettstunden als langweilig, als Qual. Als eine Zeit, die ich lieber anders verbringen würde. Mit zwölf Jahren stand ich kurz davor, es hinzuschmeißen.
Der Wandel mit Gefühl
Glücklicherweise tat ich es nicht. Ich weiß bis heute nicht, wie oder wann es geschah, aber als ich mit achtzehn immer noch ins Ballett ging, konnte ich plötzlich ohne das Tanzen nicht mehr leben. Wenn ich jetzt auf einer Bühne oder auch im Übungssaal an der Stange stand, meinen Körper zur Musik bewegte und merkte, wie ich Fortschritte machte, war ich mit Herz und Seele bei jedem Schritt dabei. Ich fühlte den Tanz.
Leider nur Durchschnitt
Obwohl ich Balletttanzen derart liebte und die meiste Zeit meines Lebens davon geprägt war, wusste ich immer, dass ich leider keine überdurchschnittliche Tänzerin bin. Ich las Artikel und Erfahrungsberichte, sprach mit anderen Tänzern, verglich mich bis zum Tränenausbruch mit den perfekten Primaballerinas. Ich brauchte sehr, sehr viele Jahre, um akzeptieren zu können, dass ich eine körperliche Grenze habe, die ich nicht überschreiten kann, und dass ich niemals so talentiert oder mühelos tanzen können werde wie andere.
Der Traum wird erwachsen
Im Nachhinein, als Erwachsene, kann ich das Glück darin erkennen: Ich kann tanzen, aus Spaß und überall, solange ich will, muss keine Angst haben vor Konkurrenzkampf, Verletzungen, Leistungssdruck oder Rezeption. In gewisser Weise lebe ich dennoch den Traum: Ich kann tanzen, durfte es lernen, durfte auf Bühnen stehen und die Grundsätze des Balletts lernen, ohne dass ich davon körperlich und psychisch eingenommen worden bin. Ich stehe als ,,Durchschnittsmensch“ im ,,normalen“ Berufsalltag, doch wenn ich abends zu Hause bin, drehe ich die Musik auf und ziehe meine Ballettschuhe an. Und diese Genügsamkeit eines kleinen persönlichen Zaubers in meinem Leben macht mich sehr glücklich.