Es ist verführerisch. Hände liegen sanft ineinander. Körper wollen sich berühren, tun es aber nur fast – Standardtänze sind attraktiv. Sie sind eine Art Flirt, sie sind Augenkontakt, Loslassen und Heranziehen, Drehen und Berühren, Tanzen und Sprechen in einem.
Weich streichen die Finger über Schultern, Handgelenke, Hüften und Schulterblätter, als wären Mann und Frau zwei Vögel, die vor einem blassen Abendimmel versuchen, die Federn ihrer Flügel aneinander zu legen. Manchmal streift der Atemhauch des anderen über die Wange des Tanzpartners, manchmal berühren sich leicht die Knie, manchmal wird die Hand so an die Taille gelegt, dass man sich fallen lassen könnte, voller Zuversicht und Hingabe.
Danach nickt man sich kurz zu, lächelt sich an, schaut verlegen zur Seite. Man zieht die Tanzschuhe aus und fühlt sich beflügelt, berührt, aber nicht körperlich, sondern in der tiefsten Seele. Man spürt die Blicke im Nacken, schaut kurz zurück, aber der Tanzpartner ist schon gegangen. Man läuft nach Hause, langsam, die Beine federnd und nachhallend von den Händen des anderen.
Beim Eintreten ins dunkle Treppenhaus wundert man sich, wie klein der Schritt war, wie leicht der Tanz mit dem Unbekannten, der Tanz von Einsamkeit.