Vor dem Auftritt, der schwere schwarze Vorhang ist noch geschlossen, herrscht Hochbetrieb hinter der Bühne. Die Türen der Umkleideräume stehen offen, aufgeregte und plappernde Menschen laufen hin und her, Tänzer suchen ihre Kostüme, ihre Schuhe, jemand muss auf die Toilette, es riecht nach Haarspray, frischem Schweiß und Make-up.
Die Stimmung, bevor das Ballett beginnt, ist mit kaum etwas anderem zu vergleichen. Man kommt an, ordnet die Kostüme und Utensilien, die man braucht, stellt sich Wasser und Snacks bereit, schaut in den Spiegel. Es summt in den Ohren, die Haare sind noch offen, die Hände zittern.
Es ist Vorfreude, Anspannung, Angst, Zweifel, Erleichterung, Stolz und Glücklichsein in einem, diese Mischung aus Gefühlen füllt Herzen und Köpfe, die Stimme klingt ein wenig zu hoch, man ist hektisch, man schwitzt, man fühlt sich, als müsste man einen Berg besteigen. Wenn man es geschafft hat, sich zu schminken, sich umzuziehen, ein wenig aufzuräumen und durchzuatmen, begibt man sich zum Aufwärmen: Tänzerinnen und Tänzer starren vor sich hin, gehen mental die Choreografie durch, stellen sich letzte Fragen zur Armhaltung, nehmen sich in den Arm, wünschen sich Hals- und Beinbruch, versuchen, nicht an ihr Lampenfieber zu denken und sich gegenseitig zu beruhigen.
Die Lichter gehen an. Jemand hustet. In einem Rausch aus Herzklopfen und Glitzer tritt man auf die Bühne