Jeder kennt irgendeine Person, eine Tochter, ein Mitschüler, eine beste Freunden, einen Arbeitskollegen, der unverhältnismäßig talentiert ist. Wenn diese Menschen tanzen, bleiben alle stehen und sehen zu.
Dann sieht man in einer Zeitung, auf einer Website, hört in einem Gespräch von einer TV-Castingshow, bei der Tanztalente gesucht werden, und glaubt sofort daran. Der Freund, die Schwester, die Mitarbeiterin meldet sich an, und der Wettbewerb wird live übertragen, ein großes Highlight. Die Auftritte sind alle exzellent, rühren zu Tränen, lösen tobenden Applaus aus, berühren im tiefsten Herzen. Meistens gewinnen die uns bekannten Teilnehmer nicht.
Zurück zu Hause baut sich bei dem so talentierten, aber gescheiterten Menschen eine unfassbare Frustration auf. Gegen solche Shows, gegen alle, die an einen geglaubt haben, inklusive man selbst, gegen alle, die besser waren, die es geschafft haben, gegen das System und alle Menschen. Der Alltag wird unerträglich, man wollte doch etwas Besseres sein, man wollte doch einfach nur tanzen, ich dachte, ich kann das doch so gut, haben doch alle gesagt.
Castingshows sind ein innerer Kampf. Ein Kampf zwischen Mut und Angst, zwischen Erfolg und Versagen, zwischen Körper und Geist und Herz und Vernunft. Eine Rückkehr, Abkehr, Umkehr ist schwer, ohne sich von allem abzukehren.